Pickel ausdrücken – So schaffst du es, weniger zu pulen.
Veröffentlicht am 17. April 2018, zuletzt aktualisiert am 20. November 2024.
Wir alle haben schon mal einen Mitesser entfernt oder einen Pickel ausgedrückt, wer kennt das nicht? Aber was, wenn man nicht mehr aufhören kann mit Pulen? Oder wenn man da drückt und kratzt, wo eigentlich fast nichts ist?
Pickel ausdrücken und Mitesser entfernen
Ich weiß von mir selbst, aber auch aus meinem Bekanntenkreis, dass gelegentlich mehr an Pickeln oder Mitessern herumgedrückt wird, als eigentlich nötig wäre. Seit Längerem beschäftige ich mich mit der Frage, woher der Drang kommt, Hautunreinheiten loszuwerden.
Warum lassen Pickel und Co. manche von uns kalt, während andere dem Impuls nicht widerstehen können und einfach daran herumdrücken MÜSSEN?
Eine kleine Google-Recherche zeigt schnell, dass es viele Menschen gibt, die gerne weniger an sich herumdrücken würden. Problem: Sie schaffen es nicht.
Gerade weil ich von vielen von euch nach der Pflege für unreine Haut befragt werde, glaube ich, dass das Thema nicht nur für mich interessant ist.
Nur eine Angewohnheit oder schon krankhaft?
Es ist absolut in Ordnung, wenn man ab und zu mal einen Pickel ausdrückt. Dies gehört einfach zur Körperpflege dazu. Viele von uns haben aber den Hang, es zu übertreiben. Kritisch wird es dann, wenn das Herumdrücken oder Kratzen zur Regelmäßigkeit wird, also die Formen eines Rituals annimmt.
Skin Picking: Wenn man nicht mehr mit Pulen aufhören kann
Pickelausdrücken als Sucht? Tatsächlich nennt sich diese Störung Skin Picking (oder Dermatillomanie) und ist noch wenig erforscht. Dies, obwohl nach vorsichtigen Schätzungen bis zu circa fünf Prozent der Bevölkerung davon betroffen sind.
Die Abgrenzung von „normalem“ Pulen zu einer Störung oder Sucht ist nicht ganz einfach, oft sind die Übergänge fließend und gelegentliches Pulen wird mit der Zeit zur Gewohnheit.
Problematisch wird es, wenn sich ein Großteil der Gedanken und Handlungen um die Bearbeitung der Haut dreht und dafür viel Zeit beansprucht wird. Und wenn die Haut unter der Pulerei leidet und danach das schlechte Gewissen einsetzt.
Pickel ausdrücken: So hörst du auf im Gesicht zu pulen
Es gibt diverse Foren und Literatur dazu, ein paar Empfehlungen habe ich unten eingefügt. In diesem Beitrag möchte ich dich für das Thema sensibilisieren und dir – falls du es auch des Öfteren nicht sein lassen kannst – ein paar einfache Tricks auf den Weg geben, wie du übertriebenes Pickelausdrücken und Kratzen vermeiden kannst. So schaffst du die Bedingungen, um weniger in Versuchung zu kommen.
Warum „einfach aufhören“ nicht funktioniert
Bei Stress oder Langeweile gehen die Einen für eine Zigarette nach draußen, die Anderen kauen Fingernägel, die Dritten pulen an sich herum.
Jemand, der das Problem nicht mit dir teilt, wird kaum verstehen, warum du nicht einfach damit aufhörst. Laut den Experten Vollmeyer und Fricke, die das Buch „Die eigene Haut retten“ geschrieben haben, liegt es vor allem daran, dass mit dem Herumdrücken ein erstmals positives Gefühl einhergeht.
Reinigungsrituale haben eine stark entspannende Wirkung bei Stress oder bei Langeweile und sie können Spaß machen – Pickelausdrücken gehört hier dazu. Die Rituale können uns dabei helfen, negative Gedanken loszuwerden oder lenken uns schlicht und einfach ab.
Diese Gefühlsänderung speichern wir ab und bei der nächsten Anspannung kennen wir das Ventil: Ein bisschen Pulen hat schon immer geholfen!
Die negativen Gefühle setzen also erst im Nachgang ein. Man fühlt sich willensschwach, weil man (mal wieder!) dem Drang nicht widerstehen konnte.
Zudem ist man die nächste halbe Stunde damit beschäftigt, das Maximum aus dem Abdeckstift herauszuholen. Dieses Verhaltensmuster gilt es zu durchbrechen. Fangen wir an:
Mit diesen Tricks schaffst du es, weniger Pickel auszudrücken
1. Erkenne die Auslöser
Es ist nicht ganz einfach, die Gefühls-Assoziation in deinem Kopf umzupolen (nicht pulen), aber einfache Handlungs-Tricks können schon sehr viel bewirken. Ziemlich sicher folgt das Pickelausdrücken einem bestimmten Muster. Sobald du die Trigger kennst, kannst du versuchen sie auszuschalten. Versuche unbedingt, die Auslöser dafür zu finden und stelle dir folgende Fragen:
- An welchem Ort passiert die Pickeldrückerei und Fummelei am häufigsten?
- Um welche Uhrzeit?
- Nach welchen Situationen?
- Ist es eine Art Ritual für dich?
2. Verbanne das Scheinwerferlicht
Pulst du beispielsweise vor allem vor dem heimischen Badezimmerspiegel? Dann kann es hilfreich sein, einfach die 200 Watt Strahler mit einem romantischen Licht zu ersetzen. Dieses ist nämlich viel freundlicher zu dir und verleitet dich nicht zu unüberlegten Taten.
3. Werfe Zinkcreme und Teebaumöl in den Müll
Nutzt du einen Vergrößerungsspiegel? Weg damit! Gehören Zinkcreme, Teebaumöl und Abdeckstift zu deinen liebsten Begleitern? Bitte, ab damit in die Tonne.
Oder, wenn du es nicht übers Herz bringst, vertraue diese „Hilfsmittel“ einer Person deines Vertrauens an, die sie für dich aufbewahrt.
Warum? Weil du so schon VOR der Pulattake weißt, dass du nachher nicht wieder alles gut machen kannst, indem du desinfiziert, abdeckst etc. Also besser gleich sein lassen.
Ziel ist es, dass du ganz ohne diese Dinge auskommst. Denn sie machen alles nur noch schlimmer.
Natürlich wirkt Teebaumöl antibakteriell und auch Zinkcreme leistet ganze Arbeit, um deine geröteten Hautstellen über Nacht verschwinden zu lassen.
Aber sie sind ziemlich harsch, trocknen längerfristig deine Haut aus und machen sie nur noch anfälliger für Unreinheiten. Es sind nur Mittel für absolute Notfälle und nicht für den täglichen Gebrauch.
4. Erkenne, dass auf einen ausgedrückten Pickel zwei neue folgen
Eine Hautunreinheit geht nicht weg, weil sie bearbeitet wird. Vielmehr leidet die Haut:
Bakterien werden verschleppt, die Haut wird mit Mittelchen wie Teebaumöl und Alkoholpads nur ausgetrocknet und verhornt durch den mechanischen Druck deiner Finger.
Sobald du unter Verhornungen leidest, kann Talg nicht mehr abfließen, verstopft die Pore und lässt Unreinheiten sprießen. Also merke dir, Pickeldrücken ist wie der Hydra den Kopf abzuschlagen. Aus 1 wird 2 oder manchmal sogar 3.
Um der Verschleppung der Bakterien vorzubeugen, haben richtig geübte Pickel-Ausdrücker deshalb schon ein ganzes Arsenal an Hilfsmittel bereit: Alkoholpads, Pinzette, Nadel und Zinkcreme.
Sie kleben aufgepulte Pickel über Nacht mit Tape ab und überdecken am Morgen alles mit grünem Abdeckstift, um die Rötungen zu kaschieren. Auch ich habe früher zu solchen Hilfsmitteln gegriffen.
Aber dieser Teufelskreis ist nicht die Lösung. Übrigens auch nicht die Anti-Pickel-Creme, welche in den vielen Foren empfohlen wird (außer du leidest unter Akne, aber das ist ein anderes Thema).
Viel mehr wird es bringen, Strategien zu entwickeln, die dich vom Herumdrücken abhalten. Die obigen Tricks haben mir dabei sehr viel geholfen. Ich hoffe, dass sie dies auch bei dir tun.
Literatur: Finde Strategien für die Stressbewältigung
Wenn du merkst, dass bei dir das Herumpulen schon sehr ausgeprägt ist und du nicht nur die oben beschriebenen Trigger und Hilfsmittel beseitigen willst, sondern der Ursache auf den Grund gehen willst, dann empfehle ich das Buch „Die eigene Haut retten“ von Katharina Vollmeyer und Susanne Fricke oder das Buch „in meiner Haut“ von Bäumer und Schubert, erschienen im Mabuse Verlag.