Prall wie Babyhaut – was sie so straff macht
Babys haben eine richtig schön pralle Haut. Alles ist rund und weich. Das liegt an einem Reichtum an Kollagen, Elastin und Feuchtigkeit in der Haut. Und natürlich am Babyspeck, der alles schön von unten polstert. Doch die Pausbäckchen verwachsen sich und die einst straffen Konturen lassen sich mit zunehmendem Alter etwas hängen. Die Haut kann müde aussehen und spätestens bei Auftritt der ersten feinen Linien, wünschen wir uns die Babyhaut zurück. Der Prozess ist ganz normal und lässt sich nicht gänzlich verhindern, aber bremsen.
Warum verliert die Haut an Festigkeit?
Die Haut produziert mit der Zeit weniger Kollagen und Elastin. Sie beginnt mehr zu verlieren, als sie herstellen kann. Zudem verringert sich ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern. Welche Rolle hydrophile, also wasserbindende, Stoffe wie Hyaluronsäure und Glycerin dabei spielen haben wir in unserem Blog schon häufiger beleuchtet. Doch ebenso wichtig sind okklusive, das heisst abdichtende Stoffe. Sie verringern nämlich den transepidermalen Feuchtigkeitsverlust (TEWL), also dass Wasser durch die Hautbarriere entweicht. Denn wenn die Haut schlaffer wird, geht auch das schneller.
📸 Auf Instagram sehen wir häufig +40er, die aussehen wie frisch geschlüpft. Welche Pflege benutzen die nur? Darin investieren sie vermutlich auch, aber sensationelle Ergebnisse resultieren meist von einem Griff tief in die Beauty-Trickkiste: Weichzeichner, Contouring und auch beliebt: Injektionen. Also sei nachsichtig mit deiner Haut im realen Leben. Muss man dich mit 40 wirklich für die «grosse Schwester» deiner Fünfjährigen zu halten?! Come on …
Pralle Haut bekommen
Gute Hautpflege kann nicht zaubern, aber viel bewirken. Vor allem wenn du früh beginnst und konsequent bist. Sie ist neben einem gesunden Lebensstil dein nachhaltigstes Mittel gegen die Hautalterung. Dazu braucht es zwei Dinge für eine pralle Haut: Hydration & Okklusion.
Hydration
Liefere deiner Haut Feuchtigkeit (aka Wasser) und feuchtigkeitsbindende Stoffe wie Hyaluronsäure und Glycerin. Dann kann die Haut ihre Funktionen besser wahrnehmen, inklusive der Regeneration. Deshalb ist der Feuchtigkeitshaushalt so wichtig, um die Alterung zu verlangsamen. Zudem wirkt eine gut durchfeuchtete Haut praller, da sie schlicht mehr Wasser speichert. Deshalb siehst du nach einer Feuchtigkeitsmaske direkt frischer und jugendlicher aus. Aber Feuchtigkeit zuführen allein genügt nicht, du musst sie auch halten. Hier kommen die Okklusiva ins Spiel.
📚 Lesetipp: So speichert die Haut Feuchtigkeit!
Okklusion
Okklusive Inhaltsstoffe verhindern, dass Wasser aus der Haut verdunstet: Stichwort TEWL. Öle und Wachse haben diese Wirkung. Sie bilden einen dünnen physikalischen Film auf der Haut, durch den Wasser nicht austreten kann bzw. weniger schnell.
Okklusion synthetisch versus natürlich – ein riesiger Unterschied
Hier gibt es grosse Unterschiede zwischen konventioneller und natürlicher Kosmetik. Konventionelle Produkte setzen auf mineralölbasierte Stoffe wie Paraffinöl, Silikone oder Vaseline (Petrolatum) – sie ist der mit Abstand am stärksten okklusiv wirkende Stoff in der Hautpflege. Allerdings haben die ausser dem Abdichten, also der Optik, rein gar keinen Wert für die Haut. Naturkosmetik setzt stattdessen auf Pflanzenöle und Wachse, die mit der Haut zusammenwirken. Sie verbessern die Optik auch, können aber noch mehr. Sehen wir uns den Unterschied an.
Sichtbare Effekte von Okklusiva
Die Haut wird durch Fette versiegelt und Wasser in der obersten Hautschicht eingeschlossen. Dann passiert etwas, das du von Chia-Samen kennst: Wenn du Wasser hinzugibst, quellen sie auf und ergeben eine pralle, elastische Masse. Dasselbe geschieht in der Haut. Wasser wird eingeschlossen und staut sich. Die Haut erscheint durch den Quelleffekt voller und glatter. Kleine Falten werden optisch gemildert.
Wenn du deiner Haut zusammen mit den Okklusiva zusätzliche Feuchtigkeit zuführst, verstärkt sich dieser Effekt. Deshalb ist es wichtig, eine ölhaltige Pflege mit Hydrolaten, Feuchtigkeitsseren oder -gels zu kombinieren. Das hilft die Hautbarriere zu stabilisieren und die ist das A und O einer gesunden Haut.
☝️ Vaseline erhöht die Dicke der obersten Hautschicht um etwa 32 %1. Aber der Quelleffekt ist immer kurzzeitig. Sobald die Schicht wieder entfernt, also die Vaseline- oder silikonhaltige Creme abgewaschen wird, verschwindet auch der Effekt.
Wieviel Okklusion ist gut für die Haut?
Na, wenn das Fältchen verschwinden lässt, dann je mehr desto besser, oder? Leider nein. Eine leicht okklusive Wirkung in der Hautpflege ist gewünscht, vor allem bei trockener und reifer Haut. Doch es gibt auch ein Zuviel an Wasser in der Haut. So hat ein gesundes Stratum Corneum, also die obere Hautschicht, einen Wassergehalt von 10-20%2. Starke Okklusiva können diesen Wert weit übertreffen und den Wassergehalt um bis zu 50% erhöhen2 – Stichwort Vaseline. Werden sie über einen längeren Zeitraum angewendet, können sich Probleme auftun.
Bei zu viel Wasser wird die Hautbarriere nämlich destabilisiert und damit durchlässiger. Nach dem Schwimmen merken wir das manchmal richtig. Die Haut ist wie ein Schwamm vollgesogen, fühlt sich aber nicht unbedingt gut an. Noch dazu: Keime siedeln gern in aufgequollener Haut und können Hauterkrankungen auslösen2, 3. Deshalb muss man Okklusion mit Bedacht angehen.
👍 Natürliche Öle sorgen für eine dosierte Okklusion. Sie dichten weniger stark ab als Mineralöle, haben aber eine länger anhaltende Wirkung. Pflanzliche Fette und Wachse kann die Haut nämlich verarbeiten. Sie helfen, die Hautbarriere zu reparieren, sodass sie weniger auf eine Versiegelung von aussen angewiesen ist.
Für welche Hauttypen ist Okklusion sinnvoll?
Okklusion von aussen ist nicht für alle gleich wichtig. Denn die Haut hat ein eigenes wirkungsvolles Okklusiv zur Hand: das Sebum. Diesen Lipidmix erzeugt sie selbst. Allerdings fällt sie Produktion nicht immer gleich üppig aus. Wer sollte nachhelfen und wer mit fetthaltiger Pflege sparsam umgehen?
Okklusion ist sinnvoll
-
Bei trockener Haut: Sie produziert zu wenig Lipide, um sich selbst zu schützen.
-
Bei reifer Haut: Sie wird zunehmend trocken und verliert noch dazu schneller Feuchtigkeit.
-
Im Winter: Die hauteigene Lipidproduktion ist bei kalten Temperaturen stark eingeschränkt. Lipide schützen jedoch vor Kälte und trockener Heizungsluft, also in dieser Jahreszeit für alle Hauttypen ein Go.
💡 Zwischen trockener und feuchtigkeitsarmer Haut besteht ein grosser Unterschied – so erkennst du ihn!
Okklusive Inhaltsstoffe vorsichtig dosieren
-
Bei junger Haut: Ihre Funktionen sind meist alle intakt.
-
Bei öliger Haut: Sie produziert von Haus aus (mehr als) genug Sebum.
-
Bei Rosacea: Tabu sind Mineralöle, da die Gefahr von Wärmestau besteht! Pflanzenöle und naturkosmetische Gesichtsöle solltest du einfach sparsam dosieren.
☝️ Das bedeutet nicht, dass du mit diesen Hauttypen Öle in Pflegeprodukten generell meiden musst. Lege den Fokus aber mehr auf Feuchtigkeit mit leichten Seren oder Gels. Oft haben wir selbst ein gutes Gespür dafür, was unsere Haut gerade braucht. Dein subjektives Empfinden und Beobachten ist hier viel wert. Nichts geht übers Ausprobieren!
Okklusive Stoffe sind ein No Go
-
Bei Perioraler Dermatitis: Die Hornschicht ist bei Perioraler Dermatitis krankhaft aufgequollen und besonders anfällig für die Besiedelung durch Keime. Hier muss die Hornschicht unbedingt austrocknen, damit die Krankheit abheilt!