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Sonnenpflege

Sonnencreme-Guide: Dein Wegweiser für Haut und Umwelt

Die Frage nach einer Empfehlung für eine Sonnencreme wird mir oft gestellt. Da der Markt riesig ist, möchte ich dir mit diesem Guide ein hilfreiches Mittel an die Hand geben, damit du die passende Sonnencreme für dich und deine Bedürfnisse – aber auch für die Umwelt findest. Ich habe auch zwei konkrete Empfehlungen für dich. Also lass uns gleich eintauchen.

Sonnencreme im Fokus: Neue Erkenntnisse zu UV-Filtern

Foto von Anastasiia Chaikovska

Sonnencreme im Fokus: Neue Erkenntnisse zu UV-Filtern

Du kennst wahrscheinlich schon die zwei verschiedenen UV-Filter-Systeme. Neu sein dürfte dir, dass nicht das eine System gut und das andere schlecht ist, sondern das beide Vor- und ja, leider viele Nachteile haben. In den letzten zwei Jahrzehnten ist viel Forschung zu UV-Filtern betrieben worden, was dazu führt, dass wir teils gängige Annahmen neu bewerten müssen. Mir ist es ein Anliegen, auf diese Punkte hier einzugehen.

  • Organische (chemische) Filter werden von der Haut absorbiert und wandeln UV-Strahlen in Wärme um. Derzeit sind rund 30 chemische UV-Filter in der Schweiz und der EU zugelassen.1 Konventionelle Sonnencreme basiert vorwiegend auf chemischen Filtern. In den letzten Jahren werden aber mineralische Nano-Filter oder Mischformen beider Systeme immer beliebter.
  • Mineralische (physikalische) Filter basieren auf Mineralien, hauptsächlich Zinkoxid und Titandioxid. Die landläufige Meinung ist, dass diese Filter die UV-Strahlung reflektieren, aber tatsächlich wird die UV-Strahlung auch hier zum größten Teil absorbiert.2 Naturkosmetik greift ausschließlich auf mineralische Filter zurück und immer öfter gerne auch in Nano-Form, wie du ganz einfach auf der INCI-Liste am Zusatz (nano) erkennen kannst.

Welches UV-Filtersystem ist besser?

Hättest du mich vor zwei Jahren gefragt, wäre meine Antwort ganz klar auf den mineralischen Filter gefallen. Aber diese Aussage kann ich heute nicht mehr treffen, denn beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile.

Chemische Filter

Das gefällt uns: 
Chemische Filter erzeugen ein angenehmes Hautgefühl. Sie sind unsichtbar und sie lassen sich auch für sehr leichte Fluids oder Gels einsetzen.  
Das gefällt uns weniger:
Ein paar der circa 30 chemischen Filter stehen im Verdacht, hormonell zu wirken (endokrine Disruptoren).3,4 Andere sind toxisch für Korallenriffe und konnten in fast allen Wasserorganismen und in verschiedenen Fischarten weltweit nachgewiesen werden.5

Mineralische Filter

Das gefällt uns:
Mineralische Filter (Non-Nano) interagieren weniger mit der Haut. Deshalb sind sie die erste Wahl bei Hauterkrankungen oder bei einer zu Allergien neigenden Haut, da sie gut verträglich sind. Auch für Schwangere und Kinder werden mineralische Sonnenschutzprodukte empfohlen, da hier eine hormonelle Wirkung – verursacht durch den UV-Filter – ausgeschlossen werden kann.
Das gefällt uns weniger:
Bislang hält sich weitläufig die Meinung, mineralische Filter seien „korallensicher” und „rifffreundlich”, was gerne auch mit entsprechenden Logos auf den Produkten vermerkt wird. Allerdings haben Studien festgestellt, dass mineralische Filter leider toxisch auf Korallenriffe und Meeresorganismen wirken.6,7 Natürlich betrifft die potentielle Schädigung Ökosysteme im Allgemeinen, also auch den Badesee um die Ecke. Der Mittelpunkt der Forschung liegt derzeit einfach eher im Bereich der Meeresorganismen. Mineralische Filter werden teilweise in  Sonnenschutzprodukten ummantelt eingesetzt, was eventuell die Toxizität verringert,8 was aber auch die Forschung komplizierter macht, da es unterschiedliche Beschichtungsmaterialien gibt und diese wiederum auch Auswirkungen auf die Umwelt haben können. Was gesichert ist: Zinkoxid und Titandioxid gelten als neu auftretende Schadstoffe. Gelangen sie ins Wasser, lagern sie sich im Sediment ab und können reaktive toxische Verbindungen freisetzen. Außerdem werden sie von Wasserorganismen aufgenommen und angereichert.9
Vielleicht lässt dich der Inhaltsstoff Titandioxid sowieso aufhorchen? Ja, richtig, es handelt sich um den gleichen Stoff, der 2022 in der Schweiz und in der Europäischen Union als Lebensmittelzusatzstoff verboten wurde, da die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) den Zusatzstoff in Lebensmittel als nicht mehr sicher einstufen konnte, da der Verdacht bezüglich einer erbgutschädigenden Wirkung von Titandioxid-Partikeln nicht entkräftet werden konnte.10,11
In Sonnenschutzprodukten ist Titandioxid nach wie vor erlaubt und wird es wahrscheinlich auch bleiben, denn Titandioxid gilt als sicher, solange es nicht in den Körper gelangt. Wird der Filter in Sonnenschutzprodukten als Non-Nano eingesetzt, sind die Partikel zu groß, um durch die Haut in den Körper zu gelangen.12 Bei Produkten für die Lippen solltest du hingegen vorsichtig sein.
Wie sieht es mit Zink- und Titandioxid in Nano aus? Hier ist man sich uneinig. In Studien, die bis und mit 2008 durchgeführt wurden, konnten keine Hinweise gefunden werden, dass Nanopartikel über die Haut in den Körper gelangen könnten.13 Eine Studie von 2013 weist aber darauf hin, dass Zinkoxid in Nanoform schwerst schädlich für die Zellen ist und sich eine Akkumulation doch negativ auswirken könnte.14 Meine persönliche Meinung: Ich lasse die Finger von Nano und empfehle auch keine Produkte, die Nano enthalten.
Fazit: Es gibt keinen klaren Gewinner zwischen chemischen und mineralischen Filtern. 

So findest du trotzdem die passende Sonnencreme

  1. Produkt-Empfehlungen: Basierend auf meinem Wissen empfehle ich dir weiter unten zwei Produkte für das Gesicht. Ich möchte festhalten, dass es derzeit wohl kein Sonnenschutzprodukt gibt, das gut für die Umwelt ist, das betrifft auch die beiden empfohlenen Produkte. Der Schutz der Haut vor UV-Licht ist jedoch wichtig und aus Sicht der Hautgesundheit leider unabdingbar.
  2. Yuka-App: Diese unabhängige App scannt Lebensmittel und Kosmetika per Strichcode und klassifiziert sie in grün, orange oder rot. Die App bietet umfassende Informationen zu Inhaltsstoffen in Bezug auf Mensch und Umwelt. Es gibt eine kostenlose und eine Premium-Version, die minimal 10 Euro pro Jahr kostet und wo du selbst bestimmen kannst, was du maximal dafür zahlen möchtest. Ganz ehrlich, ohne Yuka wäre ich oft aufgeschmissen, denn auch ich kenne nicht jeden Inhaltsstoff auswendig, geschweige denn die aktuellen Forschungen dazu. Deshalb möchte ich dich ermutigen, Yuka für dich zu entdecken.

Mein Gesichts-Sonnencreme-Guide (LSF 30-50)

Bemerkung: Die nachfolgenden Unterschiede beziehen sich auf chemische Filter im Vergleich zu mineralischen Filtern in Non-Nano. Falls du Nano für dich in Betracht ziehst, sind die Unterschiede weniger stark ausgeprägt.

Wie sich die UV-Filtersysteme auf der Haut unterscheiden

  • Textur: Die beiden Filtersysteme unterscheiden sich in puncto Textur der Sonnencremes. Federleichte Texturen oder Gels wirst du nur mit chemischen Filtern finden. Sofern du im Sommer sowieso bereits zu einer eher öligen Haut neigst, wirst du eher damit glücklich.
  • Reichhaltigkeit: Bei mineralischen Filtern muss erwähnt werden, dass sie zwar eher in reichhaltigen, gehaltvollen Formulierungen eingesetzt werden, die beiden Filter aber dennoch eine eher austrocknende Wirkung auf die Haut haben. Eine gute Vorbereitung der Haut mit viel Feuchtigkeit und evtl. zusätzlich etwas Gesichtsöl verbessert das optische Resultat und ein gründliches Entfernen mit dem Make-up Entferner am Abend verhindert, dass sich die Filter in deiner Haut festsetzen und sie austrocknen. Wie du am besten Sonnencreme mit unserem Make-up Entferner entfernst, erkläre ich dir in meinem Artikel Sonnencreme abwaschen.
  • Lichtschutzfaktor: Für mineralische Sonnencremes mit einem Lichtschutzfaktor von bis zu 30 gibt es schöne Produkte auf dem Markt, die sich in puncto Auftragsverhalten und Hautgefühl in den letzten Jahren auch ohne den Einsatz von Nano extrem verbessert haben. Darüber wird es allerdings schwierig. Ich habe noch keine 50er-Sonnencreme mit mineralischen Filtern gefunden, die nicht maskenhaft war.

🧴 Erste Produktempfehlung

Federleichte Textur dank chemischer Filter, sorgt für ein sehr angenehmes Hautgefühl, da die Sonnencreme schnell einzieht. Ideal für den Alltag und perfekt kombinierbar mit Make-up. 

Caudalie: Vinosun Protect. Fluid sehr hoher Schutz LSF 50+

      • chemische Filter
      • konventionelles Produkt
      • vegan
      • Yuka-Bewertung: grün
  1. Verwendete UV-Filter: diethylamino hydroxybenzoyl hexyl benzoate, ethylhexyl triazone, bis-ethylhexyloxyphenol methoxyphenyl triazine, phenylbenzimidazole sulfonic acid, benzotriazolyl dodecyl p-cresol.
  2. Gut zu wissen: Das Produkt enthält leider einen Flüssigplastik: „Polyacrylate Crosspolymer-6”. Und der UV-Filter  diethylamino hydroxybenzoyl hexyl benzoate” steht ganz aktuell unter Beobachtung, noch ist aber nichts gesichert. Mehr dazu von Stiftung Warentest.  
  3. Weshalb kommt das Produkt trotzdem in meine Empfehlungsliste? Ich weiß, dass viele Menschen auf Sonnencreme verzichten, da sie in die Augen läuft, zu fettig ist oder sich einfach unangenehm auf der Haut anfühlt. Dieses Produkt scheint mir ein vertretbarer Kompromiss zu sein.

      🧴 Zweite Produktempfehlung

      Mein Go-To-Produkt mit mineralischen Filtern weisselt wenig und ist nicht allzu reichhaltig. Besonders zu empfehlen bei empfindlicher Haut. 

      Pai Skincare: British Summer Time SPF 30

          • mineralischer Filter 
          • Naturkosmetik und Cosmos Natural zertifiziert
          • vegan
          • Yuka-Bewertung: grün
      1. Verwendeter UV-Filter: Basiert auf dem mineralischen Filter Zinkoxid. Der UV-Filter ist Non-Nano und unbeschichtet.  
      2. Gut zu wissen: Pai Skincare hat eine ganz neue Variante mit schimmernden Partikeln auf den Markt gebracht, die ich leider noch nicht testen konnte, die aber vielversprechend wirkt: British Summer Time Glow SPF 30

        Nachhaltiger Sonnenschutz im Überblick

        Wir wissen, wie wichtig Sonnenschutz ist und gleichzeitig lernen wir immer mehr über die Gefahren für die Umwelt. Was tun? Sonnenschutz bedeutet nicht nur Cremes, sondern auch: Erstens: Sonne meiden, zweitens: schützende Kleidung tragen und erst drittens: Sonnencreme verwenden. Wenn wir das alle etwas beherzter befolgen, ist schon einiges getan. Lies dir dazu gerne auch meinen Artikel zu 7 Sonnenschutz-Tipps durch.

        Mit diesem Guide will ich keine Panik verbreiten, sondern dir aufzeigen, wie du dich im Kosmetik-Dschungel zurechtfinden kannst, ohne dabei deiner Haut und der Umwelt unnötig zu schaden. Wir haben in der Schweiz und in der EU die Kosmetikverordnung, die regelt, welche Stoffe in Kosmetika dürfen und welche nicht. Die zugelassenen Stoffe werden laufend überprüft und es werden Höchstkonzentrationen und Vorschriften zu Darreichungsformen (beispielsweise kein Nano-Titandioxid für Sprays mit Sprühnebel) erlassen.

        Wenn du Yuka verwendest und dadurch ein Produkt in deinem Spiegelschrank findest, das mittelmäßig oder schlecht abschneidet, bedeutet das nicht, dass du es nicht mehr verwenden sollst und sofort entsorgen musst. Vielleicht berücksichtigst du das einfach bei deinem nächsten Einkauf. Bekanntlich macht die Menge das Gift.

        Dieser Blogartikel ist unabhängig und ohne Sponsoring von Pai Skincare, Caudalie oder Yuka entstanden.

        Deine Anna, 
        Gründerin von FIVE

        Quellenverzeichnis

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