Tipps um bedenkliche Inhaltsstoffe in Kosmetik zu vermeiden
Veröffentlicht am 29. Mai 2018, zuletzt aktualisiert am 19. November 2024.
Kosmetika sind dazu da, dich in deiner Haut und bis in die Haarspitzen wohlzufühlen. Schützen, pflegen, ausgleichen, bändigen, reinigen – so machen sorgsam zusammengestellte Inhaltsstoffe Kosmetik zu einer wahren Wohltat. Dass das nicht bei jedem Produkt dieselben sein können, ist klar. Doch sie sollten überschaubar sein und dir guttun. Deshalb Obacht bei bedenklichen Inhaltsstoffen, die oft nur auf oberflächliche Effekte abzielen.
So erkennst du bedenkliche Inhaltsstoffe in Kosmetik
In EU und Schweiz herrscht Deklarationspflicht. Sprich, du findest alle Inhaltsstoffe auf der Verpackung oder dem Beipackzettel auf der sogenannten INCI-Liste. Dies ist die einzige verlässliche Quelle, um wirklich sicherzugehen, dass keine fragwürdigen Inhaltsstoffe enthalten sind. Was in der Theorie funktionieren mag, ist leider praktisch kaum umsetzbar, denn die INCI-Liste präsentiert sich wie ein Buch mit sieben Siegeln.
Wenn du lernen willst, wie man die INCI-Liste liest, dann empfehle ich dir meinen Artikel Der INCI-Code – endlich Durchblick bei der Liste der Inhaltsstoffe. In diesem Text aber fokussieren wir uns auf die bedenklichen Inhaltsstoffe und zeigen dir weiter unten, wie du ihnen am besten aus dem Weg gehen kannst, auch ohne alle auswendig zu lernen.
Übersicht der fragwürdigen Kosmetik-Inhaltsstoffe
Hier findest du die häufigsten kritischen Inhaltsstoffe in Kosmetik, die sowohl Umwelt als auch Haut beeinträchtigen können.
Parabene
Die Konservierungsmittel ähneln in ihrer Struktur Östrogen. Deshalb stehen sie in Verdacht, den Hormonhaushalt zu beeinflussen. Versuche mit Ratten legen diesen Effekt nahe.1 Zudem haben Forscher herausgefunden, dass Parabene im Körper eingelagert werden.2 Wie genau sich das langfristig auswirkt, ist unklar. Denn Langzeitstudien gibt es noch nicht.
So erkennst du Parabene auf der INCI-Liste:
- Methylparabene (am meisten eingesetzt)
- Ethylparabene
- Butylparabene
- Propylparabene
Aktuelle Entwicklung: Einige Parabene (insbesondere Propylparaben und Butylparaben) sind in der EU stark eingeschränkt. Viele Hersteller verzichten freiwillig auf Parabene aufgrund des negativen Verbraucherbildes.
Tipp: Unsere Naturkosmetik ist selbstverständlich ohne Parabene, Silikone und Mineralöle.
Obacht bei UV-Filtern
Sowohl mineralische als auch chemische UV-Filter haben Vor- und Nachteile in Bezug auf Wirksamkeit, Hautverträglichkeit und Umweltauswirkungen:
Mineralische Filter wie Zinkoxid und Titandioxid galten lange als umweltfreundlichere Alternative. Neuere Studien zeigen jedoch, dass auch sie Auswirkungen auf marine Ökosysteme haben können, besonders in Nanopartikelform. Sie können Korallen und andere Wasserorganismen schädigen.3
Chemische Filter bieten oft einen breiteren UV-Schutz und lassen sich leichter auftragen. Einige ältere UV-Filter zählen zu den bedenklichen Inhaltsstoffen in Kosmetik, da sie im Verdacht stehen, hormonell zu wirken. Moderne chemische Filter gelten als hautverträglicher und umweltschonender, obwohl auch hier Forschungsbedarf besteht. So erkennst du bedenkliche chemische UV-Filter in der INCI-Liste:
- Octocrylene
- Homosalate
- Ethylhexyl Methoxycinnamate
In meinem Sonnencreme-Guide findest du weitere Informationen und Empfehlungen.
Mikroplastik und synthetische Polymere
Von Mikroplastik hast du wahrscheinlich schon gelesen. In erster Linie sind damit feste Partikel gemeint, die in Kosmetika vor allem in Peelings, Duschgels oder Zahnpasta vorkommen. Durch den Druck der Medien und Konsument:innen haben die meisten Hersteller die winzig kleinen Kügelchen durch abbaubare Alternativen ersetzt. Problem gelöst? Mitnichten.
Leider werden nach wie vor Unmengen an künstlichen Polymeren in Gelform, in Wachsform oder flüssig eingesetzt und zwar über die ganze Bandbreite von kosmetischen Produkten. Zahnpasta, dekorative Kosmetik, Duschgel etc. – alles ist mit dabei. Ihrem Einsatz sind fast keine Grenzen gesetzt, so werden sie als Trübungsmittel, als Emulgator, als Glattmacher usw. eingesetzt.4
Silikone in Kosmetik
Silikone bilden eine eigene Gruppe synthetischer Polymere, die sich von herkömmlichem Plastik unterscheiden. Sie werden in vielen Kosmetikprodukten eingesetzt, um die Textur zu verbessern und ein glattes, seidiges Gefühl auf der Haut zu erzeugen. Obwohl sie generell als sicher für die Anwendung auf der Haut gelten, gibt es einige Bedenken bezüglich ihrer Umweltauswirkungen.5
Der Einsatz dieser synthetischen Stoffe stellt in erster Linie ein Umweltproblem dar, da viele von ihnen biologisch nicht oder nur schwer abbaubar sind. Dies kann indirekt auch Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Mehr darüber erfährst du im Artikel Kosmetik ohne Mikroplastik.
So erkennst du künstliche Polymere in der INCI-Liste:
- Acrylate Copolymer (AC)
- Acrylate Crosspolymer (ACS)
- Dimethiconol
- Methicone
- Polyamide (PA, Nylon)
- Polyacrylate (PA)
- Polymethyl methacrylate (PMMA)
- Polyquaternium (PQ)
- Polyethylene (PE)
- Polyethylene glycol (PEG)
- Polyethylene terephthalate (PET)
- Polypropylene (PP)
- Polypropylene glycol (PPG)
- Polystyrene (PS)
- Polyurethane (PUR)
- Siloxane
- Silsesquioxane
Quelle: Greenpeace, Checkliste: Plastik abschminken | Greenpeace
Aluminium: Was du wissen solltest
Aluminium in Kosmetikprodukten – vor allem in Antitranspirantien – ist seit Jahren ein kontroverses Thema. Neuere Erkenntnisse werfen jedoch ein differenziertes Licht auf die Risiken.
Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) hat 2020 die Verwendung von aluminiumhaltigen Antitranspirantien erneut bewertet. Die Entwarnung: „Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den regelmäßigen Gebrauch von ACH-haltigen Antitranspirantien sind nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Kenntnisstand unwahrscheinlich.“6
Auch wenn Antitranspirantien sicherer eingestuft werden, bleibt ein Punkt wichtig: Unsere Aluminiumaufnahme kommt aus verschiedenen Quellen – etwa Lebensmitteln oder Verpackungen. Das BfR betont, dass aluminiumhaltige Antitranspirantien nur einen geringen Anteil zur Gesamtbelastung beitragen, weniger als früher angenommen.
In der Kosmetik begegnet dir Aluminium in verschiedenen Verbindungen. In Antitranspirantien ist es vor allem als Aluminium Chlorohydrat (ACH) enthalten.
So erkennst du Aluminium in der INCI-Liste:
- Aluminium Chlorohydrate
Auch wenn die aktuellen Studien beruhigen, entscheiden sich viele aus persönlicher Überzeugung gegen aluminiumhaltige Produkte. Und das ist völlig okay! Es gibt Deodorants, die ohne Aluminiumverbindungen auskommen und trotzdem zuverlässig wirken – wie unsere aluminiumfreie Deocreme.
Duftstoffe: Natürlich oder synthetisch?
Zu den Duftstoffen gehören sowohl die natürlichen ätherischen Öle, die aus Blüten und anderen Pflanzenteilen gewonnen werden, als auch synthetisch erzeugte Riechstoffe. Auf der INCI-Liste werden sie meist zusammengefasst als „Parfum“ deklariert. Dies ist zulässig, da es sich oft um gut behütete Duftkompositionen handelt.
Allerdings können einige Duftstoffe allergische Reaktionen auslösen. Mittlerweile hat die EU 87 potenziell allergene Duftstoffe definiert. Diese müssen separat in der Inhaltsstoffliste aufgeführt werden, wenn sie bestimmte Konzentrationen überschreiten. Du findest sie meist am Ende der INCI-Liste mit Bezeichnungen wie Linalool, Limonene, Farnesol, Geraniol oder Citronellol. In Naturkosmetikprodukten sind solche Stoffe oft mit einem Sternchen gekennzeichnet und dem Hinweis „*Bestandteil von natürlichen ätherischen Ölen“ versehen. Das bedeutet, dass der Duftstoff nicht isoliert hinzugefügt wurde, sondern natürlicher Bestandteil eines ätherischen Öls ist.
Wieso setzen wir in unserer eigenen Naturkosmetik ätherische Öle ein, wenn sie doch als bedenkliche Inhaltsstoffe gelten? Weil wir von den mehrheitlich positiven Wirkweisen von ätherischen Ölen so überzeugt sind. Als Allergiker:in solltest du jedoch genau hinschauen oder zu duftfreien Produkten greifen. Bist du nicht sicher, ob du eine Allergie hast? In diesem Artikel erkläre ich dir den Unterschied von empfindlicher Haut zu einer Kontaktallergie.
PEGs (Polyethylenglykole)
PEGs (Polyethylenglykole) sind in vielen Kosmetikprodukten als Emulgatoren, Lösungsmittel oder Feuchthaltemittel weit verbreitet. Sie sorgen dafür, dass Cremes geschmeidig sind und andere Inhaltsstoffe besser in die Haut eindringen können. Allerdings solltest du besonders vorsichtig sein bei:
- PEGs mit niedrigem Molekulargewicht (unter PEG-100), da diese die Hautbarriere durchlässiger machen können.7
- PEGs in Produkten für empfindliche oder geschädigte Haut.
- PEGs in Kombination mit anderen Stoffen, die die hautdurchlässigkeit fördern.
So erkennst du das Molekulargewicht von PEGs in der INCI-Liste:
Das Molekulargewicht wird meist durch eine Zahl nach "PEG-" angezeigt, z. B. PEG-40
. Je höher die Zahl, desto höher das Molekulargewicht und desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es die Hautbarriere beeinträchtigt. Achte also darauf, Produkte mit niedrigeren PEG-Werten zu vermeiden.
Tipp: Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, greife zu Produkten, die ganz auf PEGs verzichten. Naturkosmetik setzt auf natürliche Alternativen.
4 Tipps für Kosmetik ohne bedenkliche Inhaltsstoffe
Zum Glück kannst du mit diesen Tricks aus dem Angebot-Ozean Produkte herausfischen, die dich nachhaltig verwöhnen.
- Setze auf Naturkosmetik: Hier kannst du sicher sein, dass keine Parabene, hormonell wirkenden UV-Filter, PEGs, Mikroplastik, Flüssigplastik und sowieso keine synthetischen Polymere drin stecken, die bei konventioneller Kosmetik ganz weit vorn auf der Zutatenliste stehen. Auch Mineralöle und ihre Derivate findest du hier nicht.
- Verwende Produkte mit wenigen Inhaltsstoffen: Hier ist die Zusammensetzung nicht nur überschaubar, weniger Inhaltsstoffe bedeuten auch weniger Potenzial für negative Reaktionen. Gerade empfindliche Haut wird dir danken. Das war übrigens der Gedanke hinter der Gründung von FIVE. Denn bei uns enthält jedes Produkt, wie der Name schon sagt, maximal 5 Inhaltsstoffe.
- Mach dir die Mühe, die Inhaltsstoffe nachzuschlagen: Im Ernst?! Wo die Listen doch unendlich sind? Keine Bange, Hilfe naht. Apps wie Yuka oder die INCI-App von haut.de machen es dir leicht. Die INCI-App verrät dir alles über Funktion, Vorkommen und Art einzelner Inhaltsstoffe. Bei Yuka scannst du einfach den Barcode und die App verrät dir, was drin ist. Die FIVE Produkte findest du auch auf Yuka.
- Achte auf den Bio-Anteil: Naturkosmetik ist nicht unbedingt bio. Letzteres ist quasi noch eine Güteklasse darüber. Bio-Rohstoffe zeichnen sich durch strengere Kontrollen und eine deutlich geringere Pestizidbelastung aus, was sie zu einer hochwertigen Wahl für deine Haut macht. Allerdings sind Bio-Rohstoffe massiv teurer als konventionelle. Doch wir finden, es lohnt sich. Gerade Pestizide sind nämlich in Öl löslich und gelangen so auf deine Haut. Die Bio-Herkunft schreiben die meisten Hersteller in der INCI-Liste dazu. Wir übrigens auch.
Quellen
- BfR, „Verwendung von Parabenen in kosmetischen Miteeln“, (2011)
- Calafat, Ye, Wond, Bishop und Needham, „Urinary Concentrations of Four Parabens in the U.S. Ppulation: NHANES 2005-2006 (2010)
- Corinaldesi C, Marcellini F, Nepote E, Damiani E, Danovaro R. Impact of inorganic UV filters contained in sunscreen products on tropical stony corals (Acropora spp.). Sci Total Environ. 2018 Oct 1;637-638:1279-1285. doi: 10.1016/j.scitotenv.2018.05.108. Epub 2018 May 22. PMID: 29801220.
- Bikiaris, N.; Nikolaidis, N.F.; Barmpalexis, P. Microplastics (MPs) in Cosmetics: A Review on Their Presence in Personal-Care, Cosmetic, and Cleaning Products (PCCPs) and Sustainable Alternatives from Biobased and Biodegradable Polymers. Cosmetics 2024, 11, 145. https://doi.org/10.3390/cosmetics11050145
- Kostic, A. (2021). Silikone in Kosmetika und ihre Auswirkungen auf die Umwelt. Cosmethically Active Journal, 1, 34-39.
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). (2020, 20. Juli). Aluminium in Antitranspirantien: Geringer Beitrag zur Gesamtaufnahme von Aluminium im Menschen. Pressemitteilung 24/2020.
- Biondi O, Motta S, Mosesso P. Low molecular weight polyethylene glycol induces chromosome aberrations in Chinese hamster cells cultured in vitro. Mutagenesis. 2002 May;17(3):261-4. doi: 10.1093/mutage/17.3.261. PMID: 11971999.